Warum eigentlich Pakistan? Laut Außenministerium ein Rotes Tuch. Aber für uns ist es der schnellste Weg nach Indien, ebenso ist es ein großes Abenteuer. In Pakistan sind immerhin 18 der 50 höchsten Gipfel der Welt und die höchste internationale asphaltierte Grenz-Passstraße der Welt (Karakorum Highway, 4700m).
Die ersten Eindrücke die wir erlebten, versuchen wir euch hier kurz zu schildern. Die Reizüberflutung macht es jedoch schwierig, unsere Erlebnisse der letzten Tage in Worte zu fassen. Deshalb soll dieser Beitrag nur ein Auszug aus dem Erlebten sein. Wir erzählen euch aber gerne zu Hause die ganze Geschichte.
Am 1. März läutete um 6 Uhr unser Wecker. Simon sang in begeisterten Tönen „Pi-pa-Pakistan! Pi-pa-Pakistan!“ Die Vorfreude, Anspannung und Ungewißheit was uns in diesem neuen Land erwarten wird war groß. Vollgetankt fuhren wir bis zum pakistanischen Grenzübergang nach Mirjaveh. Da wir wussten, dass wir die nächsten Tage nur mit einer Eskorte, also polizeilicher Begleitung fahren dürfen, wollten wir sobald in der Früh wie möglich aus dem Iran ausreisen, um in Pakistan gleich weiter zu kommen. Die Ausreise aus dem Iran, sowie die Einreise in Pakistan funktionierte reibungslos. In Taftan wurden wir dann auf die Polizeistation gebracht, es war kurz vor Mittag. Simon und ich wollten unbedingt noch weiter, doch es wurde keine Eskorte für uns bereit gestellt und wir mussten deshalb unsere erste Nacht auf der Grenze in einer Polizeistation verbringen. Hotels gibt es hier nämlich keine. In der Polizeistation waren alle sehr freundlich. Wir durften uns im Innenhof frei bewegen, jedoch diesen nicht verlassen. Also parkten wir Stanislaus neben dem Gefängnis und kochten uns ein Mittagessen, spielten Schach, Simon verlegte Kabel mit den Polizisten,….
Hier bekamen wir aber auch das erste mal zu spüren, was wir aus diversen Foren und durch Kontakten mit anderen Overlandern (Danke an dieser Stelle) schon beschrieben bekommen haben. Unsere Freiheit selbst zu entscheiden, sich frei bewegen zu können wird in den nächsten Tagen sehr eingeschränkt sein.
Wie es sich für eine Polizeistation gehört, gibt es natürlich auch ein Gefängnis – 1. Tag – ein Insasse. Zu Besuch im Innenhof kamen am Abend 42 Flüchtlinge die illegal über die Grenze in den Iran wollten.
Am nächsten Morgen starteten wir um halb acht mit der Eskorte los. Die Eskorte bestand aus zwei bewaffneten Lewies die immer vor uns her fuhren. Mehrmals gab es Eskortenwechsel und Stops wo wir unsere Namen, Passnummern und Visanummern in so eine Art Schulbuch einschreiben mussten. Manchmal saß ein bewaffneter Lewie bei uns am Beifahrersitz und ich saß hinten. Die Wartezeiten für Anschlusseskorten vertrieben wir uns mit Teetrinken oder „Mensch ärger dich nicht“ spielen mit den Lewies. Die Regeln haben wir zwar nicht ganz verstanden, Hauptsache es war lustig.
Die zweite Nacht verbrachten wir wieder in einer Polizeistation, da es auch hier nur ein Hotel gab und dieses nicht gerade den besten Ruf hat. Wie auch die erste Polizeistation, hatte auch dieses ein Gefängnis. Diesmal waren es aber 20 Terroristen. Etwas gewöhnungsbedürftig aber was solls. Generell gewöhnt man sich irgendwann mal ein bisschen an das Militär und die ganzen Polizisten, Lewies etc. die alle scharf bewaffnet herum laufen.
An diesem Abend, Simon und ich spielten gerade eine weitere Runde Schach, ging das Tor auf und zwei junge Steirer kamen herein. Mit einem „Ah es seids des, de se unsa Eskorte heit in da Fruah weg gschnappt hom“ wurden wir von Michi und Richard begrüßt. Die zwei Jungs sind in nur einem Monat mit ihrem Steyr 680er von Hartberg, bis nach Pakistan gereist. Sie wollen ihren LKW nun in Islamabad einstellen und ev. im Herbst weiter reisen. Auf Anhieb hatten wir einen guten Draht zu einander und verbrachten einen lustigen Abend.
Ab diesem Zeitpunkt reisten wir zu viert im Konvoi mit der Eskorte weiter bis Quetta. Umso näher wir der Stadt Quetta kamen, umso mehr wurde die Sicherheitslage verschärft und Polizei und Militärpräsenz immer größer. Da es vor einigen Tagen einen Anschlag auf eine Polizeistation gab und momentan gerade der Präsident in der Stadt war, entschieden wir uns erstmals für ein Hotel. Die letzten Kilometer durch die Stadt wurden wir mit vollem Militärsaufgebot eskortiert. Mit eher mulmigem Gefühl checkten wir in das Hotel ein und wollten am nächsten Morgen so schnell als möglich aus der Stadt raus.
Am nächsten Morgen fuhren wir auf eigene Faust los. Wir entschieden uns, von Quetta direkt Richtung Multan zu fahren, um so schnell als möglich aus Belutschistan raus zu sein. Leider kamen wir vier nicht sehr weit. Nach ca. 120 Kilometer hat uns die Polizei gestoppt, da wir keine Erlaubnis für die Durchfahrt hatten. Durch den Vorfall mit dem Anschlag, wurden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Wir brauchten eine gültige Erlaubnis (NOC) um durch Belutschistan durchfahren zu können und für die Strecke bis Lahore ständig eine Eskorte.
Also wurden wir von der Polizei wieder zurück nach Quetta gebracht. Diesmal aber in das Polizeihauptquartier wo wir auf einer großen Fläche mit viel Müll campieren durften. Da leider Wochenende war, konnten wir das NOC nicht beantragen – also hieß es für uns noch mal weitere 2 Nächte. Nicht geraden ein gute Zeitpunkte für ein Wochenende in Quetta. Vor einigen Tagen der Anschlag und jetzt auch noch Besuch vom Präsident. Uns vieren war nicht ganz wohl bei der Sache, aber es blieb uns nichts anderes übrig. Wir durften nicht hinaus gehen (Security Reason), wurden ständig von neugierigen Männern und einer Menge Kinder beobachtet. Der für uns verantwortliche Polizist war zwar recht freundlich, aber als er uns beim Abendessen erzählte, dass er eigentlich ein Taliban sei, wurde uns allen ganz anders.
In den insgesamt drei Tagen in der Grusel Stadt Quetta, versuchten wir das beste draus zu machen. Wir bauten mit unseren zwei Autos eine Wagenburg und nutzten die Zeit mit Kartenspielen, kochen, Dinge bei den Autos zu reparieren,… Am Montag in der Früh gingen Simon und Michi zum Büro für unser NOC. Um kurz nach 13 Uhr kamen die Jungs mit einer Eskorte zurück und wir wurden endlich aus der Stadt eskortiert und kamen müde gegen 23 Uhr in Sukkur an. Die 6. und 7. Nacht verbrachten wir wieder auf einer Polizeistation. Aber diese waren mit Abstand die schönsten – es gab teilweise sogar Kaltwasserduschen und Stehklos mit Spülung 🙂
Wir durften jedoch die Polizeistationen wieder nicht alleine verlassen. Als wir am Abend etwas essen wollten, wurden wir mit Blaulicht im Polizeiauto zu einem Lokal chauffiert und aßen zu viert mit vier bewaffneten Polizisten zu Abend. PipaPakistn!!!! Am nächsten Morgen wurden wir bis kurz vor Lahore eskortiert.
Grundsätzlich waren alle Lewies und Polizisten sehr freundlich. Das Eskortier werden war auch okay für uns, aber das ständige „eingesperrt“ sein und sich nie frei bewegen zu können, setzte uns etwas zu. Wir hatten eine Woche lang keine Privatsphäre, wurden ständig beobachtet und konnten sich nicht mal ohne Polizeischutz Lebensmittel kaufen oder aufs Klo gehen. Wir vier machten jedoch das Beste daraus. Fuhren so viele Kilometer am Tag wie nur möglich um schnell durch zu kommen und versuchten unseren Humor dabei nicht zu verlieren, was nicht immer ganz einfach war – da auch die Schokolade dem Ende zu ging!!
Kurz vor Lahore ließ uns die Eskorte dann ziehen. Wir konnten es gar nicht glauben – endlich ohne Beobachtung! Wir hatten uns in Lahore ein Hotel gesucht, wo wir die kommende Nacht verbringen wollten. Bei der Stadteinfahrt, übersahen Michi und Richard jedoch eine zu niedrige Unterführung. Dabei hat es ihnen, die am Dach befestigte Blechbox, Reservereifen,… vom Dach gerissen. Zum Glück ist nichts passiert und keiner wurde verletzt. Da die Jungs ihren LKW in Lahore herrichten ließen und wir uns alle vier eine Magen-Darm-Sucht eingefangen haben, blieben auch wir noch eine weiter Nacht in Lahore bevor wir uns gemeinsam auf dem Weg nach Islamabad aufmachten.
In Islamabad verabschiedeten wir uns von Michi und Richard die wieder zurück in die Heimat fliegen. Danke euch zwei für die lässigen Tage, den Zusammenhalt, die Medikamenten Versorgung, die interessanten Gesprächen,… – wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit euch zu Hause!!
Für uns geht es nun weiter Richtung Norden zum Khunjerab Pass. Wir sind gespannt was der Norden Pakistans zu bieten hat.