Der Norden Pakistans – The place to be in Pakistan!

„Pakistan is a free country“ wurde uns bei der Einreise freudig erzählt. Davon spürten wir in den letzten drei Wochen leider nur sehr wenig.

Nach den Strapazen der letzten Woche, wollten wir im Norden ein wenig zur Ruhe kommen, uns erholen, Kraft und Energie für die Weiterreise auftanken.

Pakistan’s hoher Norden ist anders. Hier finden wir nach zwei Wochen das erste mal zumindest ein bisschen die ersehnte Ruhe, unberührte Natur zwischen den 8000ern, ausgesprochen freundliche Leute und vor allem: wir können uns frei bewegen, unsere ersten 2 Nächte wild campen.

Unsere Fahrt Richtung Khunjerab Pass auf dem berühmten Karakorum Highway, führt uns die ersten 500km durch einen Nationalpark über eine wilde Straße nach Gilgit. Auch hier haben wir immer wieder mal eine Eskorte und benötigen 2 Tage für diese Strecke. Simon versuchte zu verhandeln, dass wir nicht 10 verschiedene Personen im Auto sitzen haben. Wir versuchten ihnen zu erklären dass, das bisschen Privatsphäre das wir haben uns sehr wichtig ist. Aber es war vergebens. Der einzige Erfolg war, das für 20km der Levie seine Kalaschnikow nicht mit ins Fahrzeug nahm.

Von Gilgit gings immer weiter in den Norden, ab da waren wir endlich ohne Eskorte. Auf halben Weg in Passu, müssen wir wegen einer Schafherde stoppen und machten dabei eine nette Bekanntschaft mit einem Pakistani. Kurzerhand wurden wir auf Tee eingeladen, denn Pakistani haben immer Zeit für Tee. Er erklärte uns Pakistan und half uns es besser zu verstehen. Wir fühlten uns zum ersten Mal seit Tagen wohl und sicher.

Leider war der Khunjerab-Pass aufgrund des starken Schneefalls und der vielen Steinschläge gesperrt. Enttäuscht mussten wir 40km vor der chinesischen Grenze unseren Rückweg antreten. Ganz wollten wir aber noch nicht aufgeben, denn auch die Seitentäler des Karakorum Highways sollten sehr staunenswert sein. Deshalb entschieden wir uns nach Skardu zu fahren. Eineinhalb Tage brauchten wir für die 180 Kilometer. Die teilweise asphaltierte Straße war sehr eng, mit vielen Schlaglöchern, Steinschlägen und oft waghalsigen Überholmanövern. Auf der einen Seite ging es vielfach 300 Meter in die Tiefe und auf der anderen 300 Meter rauf. Ein ganz schönes Abenteuer.

Skardu, im malerischen Himalaya Gebirge, ist der Ausgangspunkt zu vielen Trekking- und Expeditionstouren wie zum Beispiel den K2.

Da wir von Skardu, aufgrund des Wetters auch nicht weiter wie 3000 Meter rauf kamen, mussten wir auch hier wieder den Rückweg antreten. Die Hin- und Rückfahrt bot uns jedoch viele Highlights. Der Blick auf den majestätischen Nanga Parbat war für uns nur eins der landschaftlichen Höhepunkte.

Am Rückweg hatten wir wieder von Telichi bis Sinai Much (etwa 100 Kilometer) einen Levie bei uns im Bus sitzen. Simon und ich waren beide schon sehr genervt und wir merkten immer mehr wie wir uns nach einem neuen Land sehnten – von Pakistan hatten wir beide erstmal genug.

Apropos – am Karakorum Highway liegt die Stadt Abbottabad. Dort steht das Haus in dem Osama Bin Laden am 2. Mai 2011 von den Amerikanern gefunden und getötet wurde. Wir fuhren 1,5 Kilometer daneben vorbei. Ob es sich lohnt dies zu besuchen wissen wir nicht, wir haben es nicht versucht.

Zurück in Islamabad, rasteten wir ein paar Stunden im Bus auf einem Hotelparkplatz, bevor wir um etwa halb fünf Uhr Früh nach Lahore fuhren. Wir wollten einen neuen Visumsantrag stellen, damit wir uns die Tür für die Heimreise am Landweg offen halten. Da das Visumsbüro nur bis 13 Uhr geöffnet hat, waren wir etwas in Eile.

Für solche Fälle helfen uns andere Overlander mit super Reiseblogs in denen wir immer wieder gerne schmökern und uns dabei sehr wertvolle Tips holen. (https://caravanistan.com ; http://bodensee-overlander.de ).

Beim Visumsbüro angekommen, wurden wir nach ein paar Minuten Wartezeit ins Büro gebeten. Nach kurzem „Small-talk“ wurde uns überraschend ein neues 6 Monatsvisum angeboten. Also schnell hinunter auf den Vorplatz zum einzahlen der Visumsgebühr von 8200 Rupien (etwa 60 Euro) pro Person. Dort gab es zwei minikleine Fenster hinter dem jeweils ein Bankier saß. In zwei geschlechtergetrennten Reihen wurde sich dort angestellt. Es wurde wie üblich in Pakistan gedrängelt, war laut und chaotisch. Also drängelte ich auch und zwar bei der Männerschlange, denn da ging es für mich einfacher. Ich hielt so schnell ich konnte unsere Zettel durch die kleine Öffnung und schob anschließend das Geld nach. Ein paar Stempelschläge später bekamen wir die bestätigten Belege zurück. Nun noch rasch den Visumsantrag fertig ausfüllen und warten bis wir wieder ins Büro gebeten werden. Um halb zwölf gingen wir lächelnd und erleichtert aus dem Gebäude – am nächsten Tag um 18 Uhr hielten wir unser neues Visum in den Händen. Wir waren begeistert, dass das so schnell und unkompliziert klappte.

Zur Feier des Tages besorgten wir uns in einem Fünfsterne-Schuppen ein paar Bier die wir am Abend mit Genuß schlürften. In unseren letzten Tagen in Pakistan stand bei Stanislaus auch noch ein Ölwechsel an – jetzt sind wir gerüstet für die indischen Grenze.